E-Auto: Damit der Winter Sie nicht kalt erwischt

Kalte Temperaturen machen Elektroautos im Winter zu schaffen, die Reichweite sinkt. Wie Sie mit den richtigen Tricks trotzdem sicher ans Ziel kommen, verrät E-Mobility-Experte Daniel Laager. In einigen Punkten hat ein E-Auto sogar klare Vorteile bei Kälte.

Autor: Lennart Adam

Strahlend weisse Landschaften, gemütliches Beisammensein vor dem Kamin: Winter ist schon etwas Schönes. Bei der Mobilität gibt es allerdings auch Schattenseiten. Eisglatte Strassen, schlechte Sicht und Dunkelheit mindern den Fahrspass und bergen Risiken im Strassenverkehr. Für Fahrerinnen und Fahrer eines Elektroautos hält der Winter ausserdem zusätzliche Herausforderungen bereit. Kalte Temperaturen wirken sich negativ auf die Leistungsfähigkeit der Batterie aus. Die Reichweite nimmt um 25 bis 30 Prozent ab. Das Einschalten der Heizung tut sein Übriges. Doch wer einige Dinge beachtet, muss keine Angst davor haben, im Winter irgendwo liegenzubleiben.

Ladestationen im Winter ausschaufeln

Daniel Laager, E-Mobility-Experte bei Primeo Energie, ist selbst regelmässig mit dem Elektroauto im Schweizer Winter unterwegs. «Die erste Fahrt war gleich ein Kundentermin in Davos. Irgendwann unterwegs hat es heftig zu schneien angefangen. Die ganze Strasse war weiss, ab einem Punkt bestand Schneekettenpflicht. Aber ich muss sagen: Das erste Mal auf Schnee, das ging sehr, sehr gut», erinnert sich Laager. Der BMW i3, mit dem er damals unterwegs war, sei gefahren «wie auf Kufen». In Davos gab es dann einen Meter Neuschnee. «Der Kunde konnte es erst gar nicht glauben, dass wir mit dem E-Auto da hochgefahren waren», erzählt Laager lachend. Besonders zwei Probleme aber wurden akut: Reichweite und Ladestationen. «Das Problem mit den Ladestationen haben wir gleich in Davos bemerkt: Die waren komplett eingeschneit, und wir mussten erst schaufeln, um überhaupt ranzukommen.»

Kälte setzt der Leistungsfähigkeit der Batterie zu. Deshalb ist im Winter öfter mal ein Ladestopp nötig.

Das ist ein Grundthema bei Schnee: Wo der Schneepflug durchfährt, ist es noch okay, aber um ein Kabel herum kann man nicht schaufeln. Oder aber die Kabel liegen auf dem Boden. «Wenn dann der Pflug kommt und das Kabel am falschen Ort ist, hat man Pech gehabt», berichtet Laager. Abhilfe schafft hier ein Kabelmanagementsystem, das bei neueren Stationen bereits in Gebrauch ist. Hierbei hängt das Ladekabel an einem erhöhten Punkt, etwa einem Pfosten, und ist so auch bei Tiefschnee erreichbar. Primeo Energie plant aktuell eine solche Station in Olten.


«Man kommt im Winter klar weniger weit. Da muss man dann einfach einen zusätzlichen Ladestopp einplanen. Oder man nutzt die Sitzheizung, die weniger Strom verbraucht.»
Daniel Laager, E-Mobility-Experte bei Primeo Energie

Öfter laden, weiterkommen

Das zweite Problem, das Daniel Laager auffiel, war die verminderte Reichweite. Kalte Temperaturen nagen an der Leistungsfähigkeit der Batterie, und auch die Heizung frisst zusätzlichen Strom. «Das heisst: Man kommt im Winter deutlich weniger weit. Da muss man dann einfach einen zusätzlichen Ladestopp einlegen, oder man versucht, durch Tricks die Reichweite zu vergrössern. Zum Beispiel, indem man die Sitzheizung nutzt, die weniger Strom verbraucht», erklärt er.

Doch der E-Mobility-Experte sieht auch klare Vorteile gegenüber einem Verbrenner. «Das fängt schon an, bevor man ins Auto steigt. Bei heutigen Elektrofahrzeugen kannst du problemlos per App dein Fahrzeug vorheizen – der Schnee taut ab, das Auto ist warm. Scheibenkratzen gibt es beim Elektroauto nicht mehr», sagt er. Von Vorteil sei auch die präzise Traktionskontrolle. «Die ist viel, viel genauer als beim Verbrenner. Gleichzeitig hast du aber auch das Drehmoment viel direkter auf der Achse. Man muss daher schon mit Gefühl fahren, das ist im Winter besonders wichtig», betont Laager.

Tipps und Tricks für den Winter

Um sein Auto trotzdem wie gewohnt zu nutzen, bedarf es daher vorausschauender Massnahmen. Im Winter sollte zunächst grundsätzlich etwas mehr Ladezeit eingeplant werden. Doch darüber hinaus genügen bereits einfache Tricks, um die Effizienz der Batterie zu steigern. Damit Elektroauto-Fahrerinnen und -Fahrer vom Winter nicht kalt erwischt werden, haben wir die besten Tipps und Tricks zusammengestellt.

Bevor es losgeht:

Die richtige Vorbereitung ist bereits ein wichtiger Schritt, um im Winter Energie zu sparen und dadurch die Reichweite zu erhöhen.

  • Parkieren Sie Ihr Auto möglichst in der Garage. Durch die im Vergleich zur Kälte draussen mildere Temperatur verhindern Sie ein zu starkes Abkühlen des Akkus. Denn dieser leidet bei Kälte.
  • Heizen Sie Ihren Wagen bereits an der Ladestation vor. So steigen Sie auch bei frostigen Temperaturen in ein wohltemperiertes Auto, ohne die Autobatterie zusätzlich zu strapazieren. Ein Vorteil beim Elektroauto ist, dass es wesentlich schneller aufheizt als ein Verbrenner. Denn es ist nicht auf die Abwärme des Motors angewiesen.

Während der Fahrt:

Goldene Regel bei der Winterfahrt im E-Auto: Je weniger Sie heizen, desto weiter kommen Sie. Während der Fahrt sollten Sie daher Folgendes beachten:

  • Ziehen Sie sich warm an! Regeln Sie die Temperatur im Wagen herunter. Schon eine Reduzierung der Innenraumtemperatur von 22 auf 18 Grad Celsius macht einen Unterschied.
  • Die Luftheizung ist im Winter ein wahrer Reichweitekiller im E-Auto. Wärmen Sie sich stattdessen durch die Sitz- und die Lenkradheizung, da diese wesentlich energiesparender sind als die Lüftung. Heizen Sie trotzdem über die Lüftung, nutzen Sie den Umluftbetrieb, da das Innere des Autos dadurch schneller aufgeheizt wird.
  • Um warme Luft nicht entweichen zu lassen, lassen Sie Fenster und Türen nur so kurz wie nötig offen.
  • Schalten Sie in den «Eco»-Modus und verzichten Sie auf sportliches und aggressives Fahren.
  • Schalten Sie die Front- und Heckscheibenheizung sofort nach dem Auftauvorgang wieder aus.

Wenn Sie all diese Tipps beherzigen, kommen Sie auch im Winter mit Ihrem Elektroauto gut an.

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