Im Sommer ist Hochsaison für die Photovoltaik, klar. Doch immerhin fast ein Drittel des jährlichen Stromertrags produzieren Solaranlagen im Winterhalbjahr. aventron-Solar-Experte Meinrad Schmidlin erklärt, wie Ihre PV-Anlage auch im Winter eine beachtliche Menge Strom produziert.
Autor: Valentin Oberholzer
Im Sommer läuft’s bei der Solarenergie rund. Das weiss auch Meinrad Schmidlin. Er ist Spezialist für Solarenergie bei der Grünstrom-Produzentin aventron, einer Beteiligungsfirma von Primeo Energie. «Rund 70 Prozent des jährlichen Ertrags produziert eine Solaranlage im Sommerhalbjahr, den Rest im Winter», erklärt Schmidlin.
Dass die Leistung der Photovoltaikmodule im Winter abfällt, hat mehrere Gründe. Erstens hat der einzelne Tag weniger Sonnenstunden. Zweitens steht die Sonne tiefer am Himmel, wodurch der Einfallswinkel flacher ist. Auch das führt zu einer geringeren Stromproduktion. Drittens ist es im Winter öfter bewölkt oder neblig als im Sommer. Deshalb treffen weniger Sonnenstrahlen auf die Panels.
Steilere Solarpanels in den Bergen
Ein weiterer Faktor, der die Produktivität der PV-Anlagen im Winter senkt, ist Schnee. «Bereits eine wenige Zentimeter dicke Schneeschicht auf den Solarmodulen hält einen Grossteil der Sonnenstrahlen ab», sagt Meinrad Schmidlin. Im Flachland ist das häufig kein grosses Problem, zumal der Schnee relativ schnell wieder schmilzt. Doch im Alpenraum schneit es mehr, und der Schnee bleibt länger liegen.
Deshalb sind gerade in höher gelegenen Regionen die Solarmodule meist steiler angebracht als üblich. Denn auf diese Weise kann der Schnee abrutschen und die Panels wieder freigeben. Die steilere Ausrichtung hat aber noch weitere Vorteile: Die Module befinden sich dadurch in einem idealen Winkel zur tiefer stehenden Sonne. Scheint die Sonne im Winter auch noch auf schneebedeckte Felder und Wiesen, reflektieren diese die Sonnenstrahlen. Dank des steileren Winkels können die Solarmodule auch diese sogenannte diffuse Strahlung einfangen und in Strom umwandeln.
Meinrad Schmidlin…
… ist seit 2014 Asset Manager bei aventron, einem Beteiligungsunternehmen von Primeo Energie, das auf die Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen spezialisiert ist. Schmidlin ist verantwortlich für mehr als 100 kommerzielle Photovoltaikanlagen in der Schweiz. Diese reichen von der Grösse eines Scheunendachs bis zu einer Fläche von etwa sieben Fussballfeldern.
Schnee von den Solarpanels schaufeln – ja oder nein?
Um die Produktivität zu erhöhen, mag so mancher Solaranlagenbesitzer versucht sein, die Panels mit einem Besen oder einem anderen Werkzeug vom Schnee zu befreien. Das kann man grundsätzlich tun, es gibt aber einige Dinge zu beachten. «Sicherheit geht vor! Aus dem Fenster im dritten Stock aufs Schrägdach zu klettern, ist schlicht zu gefährlich», sagt Meinrad Schmidlin. Passen Sie ausserdem auf, wohin der Schnee fällt. Gerade nasser, schwerer Schnee oder auch allfällige Eisbrocken können zur Gefahr werden. Schliesslich sollten Sie beim Beseitigen des Schnees die Anlage selbst nicht beschädigen. «Flachdächer eignen sich häufig besser dafür, den Schnee zu entfernen, als Schrägdächer», sagt der Solarexperte. Die Photovoltaikanlage im Winter auszuschalten, ist gemäss Meinrad Schmidlin kontraproduktiv. Denn wie bereits erwähnt, liefert sie immerhin ein Drittel des jährlichen Ertrags in der kalten Jahreszeit. Leiden muss sie im Winter nicht. «Nützt’s nüt, so schadt’s nüt», sagt Schmidlin.
Wer den Schnee von der Solaranlage entfernen will, sollte sich und andere nicht in Gefahr bringen.
Wirkungsgrad steigt im Winter
Besser noch: Der Winter bringt gar gewisse Vorteile für die Sonnenenergie. Denn PV-Anlagen mögen Kälte: Dank der tiefen Temperaturen arbeiten die Solarpanels effizienter, oder wie der Fachmann sagt: «Der Wirkungsgrad einer Photovoltaikanlage ist bei tiefen Temperaturen höher.» Das bedeutet, dass die Module die Sonnenenergie in mehr Strom umwandeln können, als wenn es heiss ist. Und zwar um einiges mehr: Bei 5 Grad Celsius produziert eine Anlage aus gleich viel Sonneneinwirkung 8 Prozent mehr Strom als bei 25 Grad.
Ist der Winter vorbei, wird es Zeit für einen Routinecheck. Schmidlin empfiehlt, alle paar Jahre eine Fachperson mit einem technischen Check der Solaranlage zu beauftragen. Optimalerweise etwa im März. Dann kann es sich auch lohnen, die Photovoltaikmodule zu reinigen. Meinrad Schmidlin präzisiert: «Das überlassen Sie am besten einem professionellen Reinigungsinstitut, anstatt selbst aufs Dach zu steigen.» So startet Ihre PV-Anlage im besten Zustand und sauber in die Hochsaison.
«Der Moment ist günstig, eine Solaranlage zu installieren», sagt Schmidlin. Die Strompreise steigen tendenziell, die Solarenergie ist ökologisch und gerade in Kombination mit einer Wärmepumpe oder einem Elektroauto ideal. In der Schweiz haben Sie Anspruch auf Investitionsbeiträge aus dem Förderprogramm für erneuerbare Energien des Bundes. Fragen Sie beim Installateur nach.
Installieren Sie eine Photovoltaikanlage und stellen Sie Ihren eigenen Strom her. Lassen Sie sich beraten und ermitteln Sie das Potenzial Ihres Dachs mit dem Solarrechner.