Dekarbonisierung ist eines der zentralen Themen in der Wärmeversorgung – auch bei uns bei Primeo Energie. Wie wir den Ausstieg aus fossilen Energien konkret vorantreiben, welche Ziele wir verfolgen und wo die grössten Herausforderungen liegen, erkläre ich, Michael Schneider, Geschäftsführer der Primeo Wärme AG, im Interview.

Michael, Dekarbonisierung ist aktuell einer der wichtigsten Begriffe in der Wärmeversorgung. Was versteht man darunter?
Michael Schneider: Dekarbonisierung bedeutet, den Ausstoss von CO₂ und anderen Treibhausgasen systematisch zu reduzieren. In der Wärmeversorgung heisst das konkret: weg von Öl und Gas, hin zu erneuerbaren Energiequellen wie Holz, industrieller Abwärme, Erdwärme oder Wärme aus Flüssen. Ziel ist es, die Klimavorgaben aus der Energiestrategie 2050 des Bundes und dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen.

Kannst du diese Vorgaben kurz skizzieren?
Michael Schneider:
Die Schweizer Energiestrategie 2050 sieht vor, den Energieverbrauch langfristig zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu erhöhen, besonders bei Gebäuden und in der Wärmeversorgung. Das Pariser Abkommen wiederum verpflichtet uns, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Für uns heisst das: etappenweiser Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in unseren Wärmeverbünden spätestens bis 2050, mit klaren Etappenzielen.

Michael Schneider leitet die Primeo Wärme AG und treibt mit seinem Team die Umstellung der Wärmeproduktion auf vorwiegend erneuerbare Energieträger voran. 

Wie setzt sich Primeo Energie dafür ein, diese Ziele zu erreichen?
Michael Schneider:
Wir betreiben aktuell mehr als 200 Wärmeverbünde und Heizanlagen in der Schweiz und im Elsass. Unser grosser Hebel ist der Ausbau von Fernwärmenetzen, die Umrüstung bestehender Anlagen auf erneuerbare Energien und der Neubau von Wärmeanlagen, die von Anfang an weitgehend fossilfrei erstellt werden. Derzeit liegt unser Anteil erneuerbarer Wärme bei rund 60 Prozent, bis 2030 wollen ihn aber auf über 80 Prozent steigern.

Kannst du uns ein paar konkrete Beispiele nennen?
Michael Schneider:
In Aesch bauen wir eine Holzheizzentrale mit ergänzender Wärmepumpe. Der erneuerbare Anteil liegt künftig bei über 80 Prozent. Das VIVO-Quartier in Aesch und das Baselink-Areal in Allschwil setzen auf Erdsonden. Im Wärmeverbund Birstal kommen Biomassekessel und ab 2026 industrielle Abwärme von uptownBasel zum Einsatz. Im Leimental haben wir fossile Kessel durch Wärmepumpen und Biomasse ersetzt, teilweise mit Flusswasser als Energiequelle. Und auch im Elsass nutzen wir erneuerbare Quellen wie Holz oder Industrieabwärme.

Mitarbeitende der Primeo Wärme AG auf dem Areal von BaseLink in Allschwil, das über Erdsonden mit Wärme und Kälte versorgt wird. 

Welchen Einfluss haben solche Projekte auf den CO₂-Ausstoss?
Michael Schneider:
Jeder umgerüstete oder neu gebaute Wärmeverbund spart jährlich tausende Tonnen CO₂ ein. Das Fernwärmenetz R-PAS in Strassburg etwa erreicht nahezu 100 Prozent erneuerbare Wärme und reduziert den Ausstoss um bis zu 90 000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Das ist eine ganze Menge.

Mit was für Herausforderungen habt ihr es bei der Dekarbonisierung zu tun?
Michael Schneider: Die Umstellung erfordert hohe Investitionen und eine sorgfältige Planung. Allein 2024 haben wir mehr als 60 Millionen Franken in neue Anlagen und die Umrüstung bestehender Einrichtungen investiert. Ausserdem muss die Umstellung der Wärmeversorgung mit Effizienzmassnahmen in den Gebäuden einhergehen, sprich: gute Dämmung, moderne Steuerungssysteme, sinnvolle Nutzung der Wärme. Wir arbeiten hier eng mit Gemeinden, Kantonen, der Industrie und privaten Eigentümern zusammen. Und unsere Energieberatung steht allen Interessierten mit praktischem Rat zur Verfügung.

Wo stehen wir 2030?
Michael Schneider:
Wenn wir unseren Kurs halten, wovon ich fest ausgehe, werden wir bis dahin über 80 Prozent erneuerbare Wärme in unseren Netzen erreichen. Das würde bedeuten: noch mehr Gemeinden fossilfrei versorgt, deutlich geringere CO₂-Emissionen und ein substanzieller Beitrag zum Klimaschutz.