Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ist ein grosser Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit. Doch wer das volle Potenzial ausschöpfen will, sollte nicht nur auf die Sonne setzen – sondern auch auf smarte Steuerung. Genau hier kommt das Energiemanagementsystem (EMS) ins Spiel.
Was ist ein Energiemanagementsystem?
Ein EMS ist die Schaltzentrale für Ihre Energieflüsse. Es verbindet Ihre PV-Anlage mit allen relevanten Verbrauchern im Haus – wie Wärmepumpe, Elektroauto, Boiler, Speicher oder Haushaltsgeräte. Es misst, steuert, plant und optimiert – vollautomatisch im Hintergrund. Kurz gesagt: Das EMS entscheidet in Echtzeit, wo Ihr Solarstrom gerade am besten eingesetzt ist. Damit erhöht es den Eigenverbrauchsanteil und reduziert teuren Netzbezug.
Was bringt mir ein EMS konkret?
1. Höherer Eigenverbrauch = mehr Ersparnis: Ohne EMS liegt der Eigenverbrauch typischerweise bei 25–35 %. Mit einem EMS lassen sich je nach Ausbaustufe bis zu 60 % oder mehr erreichen. Der überschüssige Strom wird nicht ins Netz eingespeist, sondern clever im Haushalt genutzt – zum Beispiel zum Laden des E-Autos oder zur Warmwassererzeugung.
2. Automatisierung statt Handarbeit: Kein manuelles Ein- und Ausschalten von Geräten mehr. Das EMS übernimmt die Steuerung für Sie – basierend auf Wetterprognosen, Lastprofilen und Echtzeitdaten.
3. Übersicht über Verbrauch und Erzeugung: Über eine App oder Webplattform sehen Sie auf einen Blick, wann wie viel Strom produziert, gespeichert oder verbraucht wird – inklusive Live-Ansicht. Das schafft Transparenz und hilft, bewusst mit Energie umzugehen.
4. Netzentlastung und CO₂-Reduktion: Wer mehr Solarstrom direkt nutzt, belastet das Stromnetz weniger – und reduziert gleichzeitig den CO₂-Ausstoss. Das macht EMS zu einem Baustein der nachhaltigen Energiewende.
Wie funktioniert ein EMS im Alltag?
Hier ein typisches Sommerbeispiel mit PV-Anlage:
7:00 Uhr: Die Sonne geht auf – erste Stromproduktion beginnt.
10:00 Uhr: PV-Ertrag steigt. Das EMS startet die Waschmaschine automatisch.
12:00 Uhr: Überschuss vorhanden. Der Boiler wird für Warmwasser aktiviert.
14:00 Uhr: E-Auto wird über die Wallbox mit PV-Strom geladen.
17:00 Uhr: Die Sonne geht zurück – nun greifen Sie auf gespeicherten Strom oder das Netz zu.
Das Ergebnis: Maximaler Eigenverbrauch – ohne dass Sie etwas manuell tun müssen.
Welche Geräte lassen sich einbinden?
Ein EMS ist flexibel und modular. Diese Geräte sind besonders relevant:
- Wärmepumpe oder Heizstab (für Warmwassererzeugung mit PV-Strom)
- Wallbox für E-Auto (intelligentes PV-Überschussladen)
- Batteriespeicher (Speicherung von Solarstrom für den Abend)
- Smart Home-Geräte (z. B. Waschmaschine, Geschirrspüler, Trockner)
- Boiler, Klimageräte oder Lüftungsanlagen (zur Lastverschiebung)
Einige EMS-Systeme lassen sich auch mit Wetterdiensten koppeln, um z. B. die Ladezeiten an sonnigen Tagen zu optimieren.
Was kostet ein EMS und lohnt sich das?
Die Investitionskosten liegen je nach System, Umfang und Einbindung zwischen CHF 1’000.– und CHF 3’500.–. Das mag zunächst nach einer Zusatzinvestition klingen, aber sie rechnet sich in vielen Fällen bereits nach wenigen Jahren, vor allem bei grösserem Eigenverbrauch (zum Beispiel mit E-Auto oder Wärmepumpe). Zudem ist ein EMS oft förderfähig, je nach Kanton oder Gemeinde. Und es steigert die Wirtschaftlichkeit Ihrer gesamten PV-Anlage deutlich. Hier finden Sie eine Marktübersicht über Energiemanagementsysteme.
Worauf sollten Sie bei der Auswahl achten?
- Kompatibilität: Passt das EMS zu Ihrer PV-Anlage, Wallbox und Wärmepumpe?
- Modularität: Ist das System erweiterbar, z. B. um Speicher oder neue Geräte?
- Benutzerfreundlichkeit: Gibt es eine App? Lassen sich Prioritäten definieren?
- Support & Updatefähigkeit: Wird das System regelmässig aktualisiert? Gibt es Support in der Schweiz?
