«Primeo will Besitzern von privaten Solaranlagen den Saft abstellen dürfen»

Gemäss dem Artikel in der Baz vom 27. Oktober 2021 «Primeo will Besitzern von privaten Solaranlagen den Saft abstellen dürfen» lohnt es sich, zwischen Tatsachen und Meinungen zu differenzieren. Anders als im Artikel dargestellt, installiert Primeo Energie das Lastmanagementsystem basierend auf einer gesetzlichen Grundlage und auch nicht im Unwissen unserer Kundinnen und Kunden. Sowohl das Lastmanagement als auch die Regelsteuerung werden  im Rahmen der Stromversorgungsverordnung und Branchenempfehlungen vom VSE installiert, welche so von vielen Netzbetreibern schweizweit umgesetzt werden. Gemäss Stromversorgungsgesetz und -verordnung darf der Netzbetreiber im Hinblick auf die Abwendung einer unmittelbaren erheblichen Gefährdung des sicheren Netzbetriebs auch ohne Zustimmung des betroffenen Endverbrauchers, Erzeugers oder Speicherbetreibers ein intelligentes Steuer- und Regelsystem installieren und im Bedarfsfall einsetzen. Es gibt dabei keine Vorgaben, ab welcher Leistung ein Lastmanagementsystem vorgesehen ist. Wir informieren unsere Kunden über die Regelsteuerung/das Lastmanagement und lassen dies seitens unserer Kundinnen und Kunden mit unseren Anschlussbestimmungen unterzeichnen, TAB EEA (Technische Anschlussbedingungen Eigenerzeugungsanlagen), Seite 7, Kapitel 6.1.

Primeo Energie stützt sich bei der Installation des Lastmanagementsystems auf Artikel 8c der Stromversorgungsverordnung und gewährt den Kundinnen und Kunden mit einer PV-Anlage einen sicheren Betrieb.

Schutz von Infrastrukturen und Personen  
Als Netzbetreiber sind wir für den sicheren Netzbetrieb verantwortlich. Ziel ist es, die Stromversorgung jederzeit möglichst ohne Unterbruch zu gewährleisten und im Fall von Störereignissen die Gefährdung von Mitarbeitenden, Kunden und Dritten (Bsp. Feuerwehr) auszuschliessen. Beispiele sind bei Bauarbeiten beschädigte  Niederspannungskabel und damit Unterbruch des Stromflusses, Gebäudebrand, Windschäden an der PV-Anlage oder überflutete Untergeschosse wie Keller (in denen sich Komponenten der PV-Anlage unter elektrischer Spannung befinden). Bei Störfällen dieser Art muss rasch gehandelt werden. Um grosse Schäden an Infrastrukturen und insbesondere Personenschäden (tödlicher Stromschlag) zu verhindern, braucht es schnelle Abschaltungen der produzierenden Photovoltaikanlage. Das ist zweifelsfrei mit der netzgebundenen, ferngesteuerten Regelsteuerung (softwaremässig) einfacher, schneller und sicherer zu gewährleisten, als mit den Trennschaltern in den Gebäuden selber. Ansonsten könnte etwa die Feuerwehr erst nach Ausschalten der PV-Anlage und damit sicherer Kenntnis, dass kein Strom mehr fliesst, aktiv werden. Ist eine Fernabschaltung nicht möglich, muss dies im Gebäude selber vorgenommen werden, was problematisch sein kann (Eigentümer oder Mieter Gebäude sind nicht zu Hause/vor Ort).

Lastmanagement - grundsätzlich nicht neu und eine intelligente Lösung
Hier geht es um die Steuerung von dezentralen Produzenten in Abhängigkeit des Sonnenangebotes. Ziel ist es, die Einspeisung im gegenseitigen Interesse von Netzbetreiber und grösseren PV-Stromproduzenten auf momentane Solarstromproduktionen anzupassen. Dies ist dank neuen, steuerbaren Geräten einfacher möglich als früher. Das ist übrigens weder für Netzbetreiber noch für die Kunden neu. Das Energie- und Lastmanagement wird seit Jahren von den meisten Leuten praktiziert. Beispiele sind: Nicht über den Mittag Wäsche waschen, sondern erst nach 22 Uhr, ebenso den Geschirrspüler über Nacht laufen lassen, Ein- und Ausschalten der Boiler via Rundsteuerung durch den Energieversorger usw. Notabene alles Massnahmen, die die Netzbelastung ausgleichen und dem Kunden sogar Kosten einsparen (Hoch- und Niedertarif), weil die Spitzenverbrauchszeiten umgangen werden.

Das Lastmanagement ist ein softwaremässige Lösung, die mittels Fernbedienung geschaltet wird. Die Anlagen werden zum Schutz unserer Kunden und Mitarbeitenden eingebaut. Die Möglichkeit von fern einzuwirken, wird im Hinblick auf den grossen Zubau von PV-Anlagen und der damit zu erwartenden Zunahme an Netzinstabilitäten aufgebaut. Ende 2020 waren bereits 3312 PV-Anlagen mit einer installierten Leistung von zusammen 70 Megawatt in unserem Versorgungsgebiet an unser Netz angeschlossen. Eine beachtliche Menge mit bereits beachtlichem Einfluss auf die Netzstabilität in Schwachlastzeiten, d.h. an wenigen Stunden an einem sonnigen Sommersonntag. Bislang musste Primeo Energie noch nie auf das Lastmanagement zur Spannungsstabilisierung zurückgreifen. Wir sind mit dem Lastmanagement auf den massiven Zubau von PV-Anlagen vorbereitet und werden diesen reibungslos und kosteneffizient gewährleisten können.

Medienkontakt: 
Joachim Krebs, Leiter Unternehmenskommunikation, +41 61 415 43 85, j.krebs@primeo-energie.ch